Die sogenannte Abfahrtskontrolle gehört zur täglichen Pflichtaufgabe eines jeden LKW-Fahrers vor Antritt seiner Fahrt. Sie dient sowohl der Unfallvermeidung als auch dem wirtschaftlichen Betrieb des LKW und einer reibungslosen Fahrt.
Was genau ist die LKW-Abfahrtskontrolle?
Die Abfahrtskontrolle für LKW wird gesetzlich von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in der Vorschrift 70 sowie im §23 der Straßenverkehrsordnung (StVO) vorgeschrieben. Damit ist jeder LKW-Fahrer zu Beginn seiner Arbeitsschicht verpflichtet, die Funktionsfähigkeit und Intaktheit seines gesamten Fahrzeuges sowie die ordnungsgemäße Sicherung der Ladung zu kontrollieren. Zudem ist immer sicherzustellen, dass alle erforderlichen Papiere wie Führerschein, Fahrzeugschein und ggf. erforderliche Genehmigungen mitgeführt werden.
Warum ist die Prüfung vor Fahrtantritt so wichtig?
Die Kontrolle des LKW vor der Fahrt ist besonders zur Unfallprävention wichtig. Damit soll nicht nur die Sicherheit im gesamten Straßenverkehr, sondern auch der reibungslose Verkehrsfluss verbessert werden. Zudem beugt eine sorgsam und täglich durchgeführte Abfahrtskontrolle kostenintensiven Schäden am LKW vor, da diese so frühzeitig erkannt und behoben werden können.
Wie lange dauert eine Abfahrtskontrolle beim LKW?
Gemäß der DGUV Vorschrift sollte der Fahrer für die Prüfung vor Fahrtantritt mindestens 15 Minuten Zeit investieren. Diese wird benötigt, um alle Prüfschritte sorgsam durchgehen zu können und ist vor Beginn der reinen Fahrtzeit einzuplanen.
Da die Zeit der Prüfung aber natürlich zur Arbeitszeit zählt und die ordnungsgemäße Abfahrtskontrolle im Rahmen einer Verkehrskontrolle ebenfalls überprüft wird, ist es wichtig, dass der Fahrer seine Fahrerkarte bereits vor Beginn der Abfahrtskontrolle einlegt und die Zeit so im EG-Kontrollgerät erfasst wird.
Wird die Karte nicht eingelegt, kann die LKW-Prüfung nicht nachgewiesen werden und es drohen entsprechende Bußgelder.
Gegebenenfalls kann es je nach fahrzeugtechnischen oder streckenbedingten Gegebenheiten erforderlich sein, die Kontrollen hinsichtlich Zeitpunkt oder Ausmaß anzupassen, beispielsweise nach Fahrten durch Wasser oder durch den Wald.
Wer muss die LKW-Prüfung zur Abfahrtskontrolle durchführen?
Für die ordnungsgemäße Prüfung des LKW ist stets der jeweilige Fahrzeugführer verantwortlich, wie es in §36 der DGUV V70 geregelt wird. Dieser muss dabei das 18. Lebensjahr vollendet haben, einen entsprechenden Führerschein besitzen, körperlich und geistig dazu geeignet sein und die Aufgabe zuverlässig ausführen können.
Zudem hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass die Fahrzeuge auf Mängel kontrolliert und regelmäßig einer Funktions- und Sicherheitskontrolle unterzogen werden, denn bei diesen handelt es sich um sogenannte Arbeitsmittel, die unter die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) fallen.
Weisen die Fahrzeuge Mängel auf, darf der Arbeitgeber sie nicht zur Verfügung stellen. Der Arbeitgeber muss seine Beschäftigten zudem ausreichend in der Durchführung der Abfahrtskontrolle schulen, damit sie in der Lage sind, diese eigenständig auszuführen.
In einem Unternehmen ist der entsprechende Verkehrsleiter für die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften durch die Fahrer verantwortlich. Damit alles reibungslos verlaufen kann, ist eine ausreichende Qualifizierung des Verkehrsleiters absolut unerlässlich.
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Checkliste zur Abfahrtskontrolle beim LKW
Damit bei der wichtigen Sicherheitsprüfung keine Schritte vergessen werden, helfen Checklisten den Fahrern, an alle Kontrollpunkte zu denken und die Prüfung vollständig und sorgfältig durchzuführen. Die Checkliste findet sich auch im Grundsatz 915 der Berufsgenossenschaft.
Außenkontrolle
Bei der Außenkontrolle ist das Fahrzeug außen auf seine Unversehrtheit zu prüfen. Dazu gehören in einem funktionstechnischen, sauberen und einwandfreien Zustand:
| Nr. | Prüfbereich | Kontrollpunkte |
| 1 | Außenkontrolle | – Außenspiegel – Scheiben – Scheibenwaschanlage – Kennzeichen (vorne und hinten) – Luftfilter – Tank – Planen und Bordverschlüsse – Batterie und Anschlüsse – Sattelkupplung – Plaketten (HU & SU) |
| 2 | Beleuchtung | – Umrissleuchten – Seitliche Rückstrahler – Bremsleuchten – Schlussleuchten – Rückstrahler – Kennzeichenbeleuchtung – Seitenmarkierungsleuchten (falls vorhanden) – Park- und Spurhalteleuchten (falls vorhanden) – Fernlicht – Abblendlicht – Tagfahrlicht – Standlicht – Blinker beidseitig und Warnblinker – Nebenschlussleuchte – Nebelscheinwerfer |
| 3 | Reifen | – Unversehrtheit der Reifen (Verschleiß, Beschädigungen) – Luftdruck – Profil – Felgen / Radschlüssel |
| 4 | Motorraum | – Motorhaube – Motorinnenraum – Ölstand – Kühlflüssigkeit – Kein Öl- oder Kraftstoffverlust – Zustand des Ansaugsystems / Riemen – Ausreichend Kraftstoff |
| 5 | Lenk- und Bremsanlage | – Lenkung – Bremsbeläge – Bremsen – Feststellbremse – Bremsflüssigkeit – ABV- / ABS-Kontrolleinrichtung – Eine Bremsprobe ist immer durchzuführen! |
| 6 | Ladungssicherung | – Gesicherte Ladung entsprechend der jeweiligen Anforderungen – Ausreichend Sicherungsmaterial (z. B. Spanngurte) vorhanden, auch Ersatzmaterial – Antirutschmatten – Zurrmittel |
| 7 | Fahrerkabine | – Funktionsfähigkeit aller Bedienelemente – Kontrollleuchten – Funktionsfähigkeit aller Anzeigen (z. B. Tankfüllung) – Innenspiegel – Hupe – Druckmanometer – Sitz und dessen korrekte Einstellung (inklusive Sicherheitsgurten) – Pedale – Warnleuchten – Heizung, Lüftung und Klimaanlage – EG-Kontrollgerät (Funktion, Plombierung, Schaublätter in ausreichender Menge, Nachweispflicht der letzten 56 Tage, Ersatzrollen für digitale Geräte) |
| 8 | Zubehör | – Warnweste, Warndreieck, Verbandskasten (ungeöffnet und haltbar nach Norm DIN 13164) – Taschenlampe – Feuerlöscher – Augenschutz, Schutzhandschuhe, Notfallfluchtmaske (nach Bedarf) – Warntafel bei Bedarf je nach Gefahrgut – Fahrzeugpapiere – Frachtpapiere – Ggf. Papiere entsprechend dem Gefahrgut – Ggf. Lizenzen, Genehmigungen, Visum, etc. – Unfallmerkblätter – Unterlegkeile – Anlegeleiter |
| 9 | Ausrüstung für den Winter | – Frostschutz – Eiskratzer, Enteiserspray – Schneeketten – Decke |
Die ganze Checkliste zur Abfahrtskontrolle beim LKW gibt es hier nochmal ausführlicher als PDF zum Download
Verhalten beim Auffinden von Mängeln
Stellt der Fahrer während der Durchführung der Kontrollprüfung einen oder mehrere Mängel am Fahrzeug fest, ist er verpflichtet, diese zu beheben, sofern dies möglich ist. Ansonsten ist unverzüglich der Vorgesetzte zu informieren. Sollte der Mangel eine Gefahr für die Betriebssicherheit darstellen, darf der Fahrer die Fahrt nicht antreten.
Digitale Hilfsmittel bei der LKW-Kontrolle
Auch in der LKW-Branche und bei der Abfahrtskontrolle hat die Digitalisierung mittlerweile Einzug gehalten und kann den Aufwand der täglichen Kontrolle erleichtern. Dank verschiedener Apps können die Checklisten einfach auf das Handy geladen und dort auch dokumentiert werden.
Durch die benutzerfreundlichen Anwendersysteme können die Fahrer die Kontrollpunkte einfach abhaken und die Daten im Anschluss direkt an ihre Firma übertragen. Zudem lassen sich die Fahrzeugdaten integrieren und die App erinnert nicht nur an die tägliche Kontrolle, sondern auch an regelmäßige Wartungstermine wie beispielsweise Inspektion oder TÜV. Auch der Verkehrsleiter hat so eine bessere Kontrolle über Fahrer und Fahrzeuge.
Was passiert bei einem Verstoß gegen die Abfahrtskontrolle?
Wird die Kontrolle vor Fahrtantritt nicht ordnungsgemäß durchgeführt, drohen sowohl dem Fahrer als auch der Firma Strafen, die sowohl monetärer als auch strafrechtlicher Natur sein können.
Zudem führt eine nicht oder nicht ordnungsgemäß ausgeführte Kontrolle zu einer möglichen Versagung des Versicherungsschutzes im Falle eines Unfalls. Sowohl das Unternehmen als auch der Versicherer können hier Regressansprüche geltend machen.
Für den Fahrer kann ein Verstoß gegen die Prüfpflicht arbeitsrechtliche Konsequenzen in Form einer Abmahnung oder gar der Kündigung bedeuten. Auch eine persönliche Haftung des Fahrers bei Unfällen ist im schlimmsten Fall möglich.
Fazit
Die ordnungsgemäße LKW-Abfahrtskontrolle muss für jeden Fahrer so selbstverständlich zum Arbeitsalltag dazugehören wie das Fahren selbst. Nur mit einer sorgsamen und täglich durchgeführten Prüfung lassen sich technische Mängel und Defekte am Fahrzeug schnell erkennen und beheben und so die Sicherheit für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer erhöhen. Wer sich an diese Vorschriften nicht hält, riskiert empfindliche Strafen.